Autorin

Ein Interview, das der Miesepups mit der Schriftstellerin Kirsten Fuchs führt, die ihn ja ausgedacht hat.
Aber eigentlich fragt sie ihn auch was, und es ist nicht richtig klar, wer hier wen interviewt.

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Kirsten Fuchs: Um mich vorzustellen, kann ich natürlich einfach hinschreiben: „Hallo, ich bin die Kirsten Fuchs, ich bin 39 Jahre alt und lebe in Berlin und so weiter und so weiter“, aber … ich dachte, es ist viel interessant und lustig, wenn der Miesepups mich ein bisschen interviewt.
Miesepups: Och nö!
Kirsten Fuchs: Och, bitte!
Miesepups: Nö! Und dreimal Nö!
Kirsten Fuchs: Ach komm. Mach das doch schnell. Je länger wir hier rumdiskutieren, um so länger dauert es doch.
Miesepups: Immer ich! Warum denn überhaupt so ein Kokolores?
Kirsten Fuchs: Hab ich doch gesagt, weil es lustiger und interessanter ist.

Miesepups: Für wen?
Kirsten Fuchs: Na, für die Kinder und die Eltern der Kinder und deren Eltern.
Miesepups: Was? Was? Was? Ich verstehe nur Blabla.
Kirsten Fuchs: Es kann doch sein, dass auch Großeltern mitlesen. Das sind dann die Eltern der Eltern der Kinder.
Miesepups: Stümpt. Aber ich finde es ist trotzdem eine kwatschi Idee. So wie voll viele von deinen Ideen voll die kwatschi Ideen sind.
Kirsten Fuchs: Jetzt wäre ich aber vorsichtig, denn du bist ja auch eine meine kwatschi Ideen.
Miesepups: Neeneeneenee. Ich war deine Idee. Jetzt bin ich ich. Das ist wie bei Kindern. Die sind ja nicht die Kinder ihrer Eltern, weil, die gehören denen ja nicht. Die sind ja sie selbst. Also bin ich auch nicht deine Idee, sondern ich bin ich.

Kirsten Fuchs: Ja, da hast du Recht. Und könnten wir vielleicht sagen, dass du meine Erfindung bist?
Miesepups: Deine Erfindung? Ja, das geht.
Kirsten Fuchs: Und willst du dich als meine Erfindung nicht mit mir unterhalten?
Miesepups: Hat sich die Glühbirne mit James Watt unterhalten? Hat sich der Flaschenzug mit Archimedes unterhalten? Hat sich der Fallschirm mit Leonardo da Vinci unterhalten?
Kirsten Fuchs: Du weißt ja viel. Warum weißt du denn so viel?
Miesepups: Siehst du, du weißt zwar viel über mich, aber nicht, warum ich so viel weiß. Du hast dir doch ausgedacht, dass ich gern zu Hause in meiner Höhle bin. Und in meiner Höhle liege ich in meinem Nest und lese gern.
Kirsten Fuchs: Das ergibt Sinn.
Miesepups: Darum weiß ich auch, dass Galileo Galilei die Pendeluhr erfunden hat und ich weiß auch, dass die den nie interviewt hat.

Nienienie neeneenee *****************

Kirsten Fuchs: Nee, das sind ja auch alles Gegenstände.
Miesepups: Na und? Gegenstände können sich auch unterhalten. Gerade gestern habe ich sehr lange mit meinem kleinen Tisch gesprochen. Dann ist er auf seinen drei Beinchen weggegangen.
Kirsten Fuchs: Na, dann wollte er wohl nicht mehr mit dir reden. Ich würde aber sehr gern mit dir reden. Vielleicht stellst du mir jetzt mal ein paar Fragen.

Miesepups: Isst du gern Eis?
Kirsten Fuchs: Ja. Am liebsten Vanille. Hast du noch eine Frage. Zum Beispiel übers Schriftstellerinnensein. Zum Beispiel: Wie wird man denn Schriftstellerin?

Miesepups: Okay okay okay. Wie wird man Schriftstellerin?
Kirsten Fuchs: Das fängt so an, dass man Geschichten gerne mag …

Miesepups: Alle mögen Geschichten gern.
Kirsten Fuchs: Genau! Wie Eis! Und wenn man Geschichten gerne mag, dann bekommt man gerne vorgelesen und dann liest man selbst und dann denkt man sich selbst Geschichten aus und dann schreibt man die auf …

Miesepups: Und dann können die selbst Schriftstellerinnen werden?
Kirsten Fuchs: Klaro! Und dann können die sich auch alles mögliche ausdenken. Das können Kinder eh total gut. Und wenn man Schriftstellerin ist, darf man das ein ganzes Leben lang und bekommt auch noch Geld dafür.

Miesepups: Wie viel?
Kirsten Fuchs: Das hängt davon ab.

Miesepups: Bist du reich? Hast du einen Hubschrauber????????????????
Kirsten Fuchs: Nein.

Miesepups: Bist du ein bisschen reich? Hast du ein Schiff?
Kirsten Fuchs: Nein. Ich habe ein Fahrrad.

Miesepups: Ein grünes.
Kirsten Fuchs: Nein, ein schwarzes.

Miesepups: Dann kann man damit auch nachts fahren.
Kirsten Fuchs: Ja.

Miesepups: Ich habe noch eine Frage zum Schriftstellern: Warum machst du das?
Kirsten Fuchs: Hm. Naja, dass ich Geschichten mag, habe ich schon gesagt.

Miesepups: Ja, du magst Geschichten so wie Eis. So wie jeder. Am liebsten magst du Vanillegeschichten.
Kirsten Fuchs: Genau. Am liebsten mag ich Vanillegeschichten. Aber mit dem Schreiben angefangen habe ich, weil ich eigentlich ganz gern zuhause bin und weil ich gerne was allein mache …

Miesepups: Wie ich! Genauso bin ich!
Kirsten Fuchs: Ich bin aber auch gern draußen und ich mag auch andere Lebewesen, viele, also die meisten. Aber ich bin schon gern zuhause. Da ist es so …
Miesepups: SCHÖN! Zu Hause ist es so schön. So schön still.

Kirsten Fuchs: Ja, das stimmt. Und dann habe ich als Kind gerne gemalt und gebastelt und eben auch geschrieben. Erst Tagebuch und dann Geschichten und irgendwie wollten Leute das dann lesen. So kam das.

Miesepups: Und darfst du jetzt immer in Ruhe zu Hause sein?
Kirsten Fuchs: Nein. Niemand kann immer nur zuhause sein.

Miesepups: Doch!
Kirsten Fuchs: Nein.

Miesepups: Doch!
Kirsten Fuchs: Nein!

Miesepups: Doch!
Kirsten Fuchs: Nein!

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Darum.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil man dann unzufrieden wird.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil man zu wenig Licht abbekommt.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil das Licht meistens draußen ist.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Das musst du das Licht fragen. Vielleicht ist es auch gern draußen.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil, wenn man zu viel allein zuhause ist, dann ist man zu viel allein.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil man zu Hause nicht so viele Lebewesen trifft.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil die ja auch alle draußen sind.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil draußen Licht ist und Wetter und Gerüche und Landschaft und Abenteuer und …

Miesepups: Gerüche habe ich zu Hause auch.
Kirsten Fuchs: Mag sein.
Miesepups: Isso!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Miesepups: Wie lange hast du denn an dem Buch geschrieben?
Kirsten Fuchs: Nicht lange.

Miesepups: Was ist nicht lange?
Kirsten Fuchs: Eher kurz.

Miesepups: Wirst du noch ganz viele Miesepupsbücher schreiben?
Kirsten Fuchs: Kommt drauf an, ob du was interessantes erlebst.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Weil es sonst nichts zu schreiben gibt. Wenn du immer nur zuhause sitzt.

Miesepups: Ich würde lieber liegen.
Kirsten Fuchs: Also, wenn du immer nur in deinem Nest liegst …

Miesepups: Dann kannst du keine weiteren Bücher mehr über mich schreiben?
Kirsten Fuchs: Nein!
Miesepups: Das finde ich jetzt aber blöd.

Kirsten Fuchs: Warum?
Miesepups: Darum!

Kirsten Fuchs: Warum?
Miesepups: Weil ich ja dann aus meiner Höhle raus MUSS! Nur wegen dir.
Kirsten Fuchs: Und wegen dir.

Miesepups: Warum?
Kirsten Fuchs: Ja, weil es für dich ja auch besser ist.
Miesepups: Vielleicht hast du Recht.
Kirsten Fuchs: Kann sein.

Miesepups: Ich stelle dir jetzt eine ganz komplizierte Frage, ja?
Kirsten Fuchs: Ok. Ich bin bereit.

Miesepups: Warum hast du mich ausgedacht?
Kirsten Fuchs: Warum? Hm. Ich habe dich gar nicht richtig ausgedacht. Ich habe dich verwandelt. Ich habe einen Freund, der sich manchmal wie du benimmt und ich habe ihn gern, so wie er ist, also trotzdem oder deshalb. Und ich wollte über diesen Freund schreiben, so dass andere ihn auch gern haben, so wie er ist, trotzdem oder deshalb und da bist du dabei herausgekommen.

Miesepups: Und den magst du?
Kirsten Fuchs: Ja, sehr.

Miesepups: Mich auch?
Kirsten Fuchs: Ja, sehr sehr sehr. Und die Kinder mögen dich auch.
Miesepups: Oh manno, das ist mir unangenehm.
Kirsten Fuchs: Warum?
Miesepups: Das ist irgendwie voll aufregend und dann könnt ich mich gleich aufregen.
Kirsten Fuchs: Ja, mach doch.

Miesepups: ORRRRRRRRRRRRRRRR!

Kirsten Fuchs: Und geht’s dir jetzt besser?
Miesepups: Ja.

Kirsten Fuchs: Ich danke dir für das Gespräch.
Miesepups: Guten Appetit! Sagt man so oder?
Kirsten Fuchs: Nein, man sagt …
Miesepups: Ah, jetzt weiß ich wieder, ich Dummi. Man sagt Gesundheit!
Kirsten Fuchs: Neiiiiiiin!
Miesepups: Nein? Sondern?
Kirsten Fuchs: Wenn einer sich bedankt, sagt man bitte oder man sagt auch danke.
Miesepups: Häh?
Kirsten Fuchs: Oder man sagt: Gern geschehen.
Miesepups: Auch wenn es nicht gern geschehen ist?
Kirsten Fuchs: Man kann auch sagen: Nicht dafür.
Miesepups: Na, das ist nun aber echt bekloppt. Einer sagt danke und man sagt nicht dafür und dann sagt der andere doch dafür. Wofür denn sonst?
Kirsten Fuchs: Ja, es ist alles etwas schwierig mit dem nett sein.
Miesepups: Furchtbar.

Kirsten Fuchs: Furchtbar schwierig meinst du?
Miesepups: Nee, nur furchtbar.

Kirsten Fuchs: Danke jedenfalls.
Miesepups: Nicht gern geschehen! Gesundheit! Bitte!

 

OK. Gut, für alle die nun aber wirklich ein paar Informationen wollen, hier die Informationen.

——— VORSICHT! Nur für ERNSHAFTE MENSCHEN! ——–

Kirsten Fuchs

Größe: 1,70
Gewicht: kommt drauf an, ob ich liege oder sitze
Alter: kommt drauf an, ob gerade Oktober war oder nicht. Bis zum nächsten Oktober jedenfalls 39 und dann eins mehr.
Geburtsort: Krankenhaus
Andere Bücher:
Die Titanic und Herr Berg (nichts für Kinder)
Heile, Heile (nichts für Kinder)
Eine Frau spürt sowas nicht (lustig, aber nichts für Kinder)
Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig (lustig, aber nichts für Kinder)
Mädchenmeute (können Menschen ab 12 ungefähr lesen)
Miesepups (FÜR KINDER!)
Der Miesepups hat was im Gesicht (FÜR KINDER!)

——– Hier nochmal für GANZ ERNSTHAFTE Menschen.————–

Kirsten Fuchs, geboren 1977 in Karl-Marx-Stadt, ist Schriftstellerin, Lesebühnenautorin und Kolumnistin und lebt in Berlin. 2003 gewann sie den Literaturwettbewerb Open Mike, von 2003-2005 war sie Kolumnistin der taz und schreibt seit 2007 regelmäßig für Das Magazin. Kirsten Fuchs las bei verschiedenen Lesebühnen, u.a. »Erfolgsschriftsteller im Schacht«, »O-Ton Ute« und »Chaussee der Enthusiasten«. Seit 2014 liest sie bei der Lesebühne »Fuchs & Söhne«. Ihr Jugendtheaterstück »Tag Hicks oder fliegen für vier« wurde 2015 mit dem Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet. 2016 erhielt sie den Förderpreis Komische Literatur. Zuletzt erschienen: »Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig« (Voland & Quist) und der Roman »Mädchenmeute« (Rowohlt Berlin), der mit dem Jugendliteraturpreis 2016 ausgezeichnet wurde.